Kinder lernen guten Umgang – in der John-F.-Kennedy-Schule in Bad Vilbel
Keine Kommentare · Veröffentlicht von dirk in Allgemein
Sabrina, Romina, Salome und Melissa aus der 5a der John-F.-Kennedy-Schule berichten von der zurückliegenden Doppelstunde. Es geht um einen Malwettbewerb und Buntstifte. Ein Kind gibt mächtig an, andere streiten darum, wer welche Stifte haben darf und schließlich zerreißt im Streit ein Bild. Das Ergebnis: Keine Tränen, statt dessen berichten Sabrina, Romina, Salome und Melissa voller Freude von der Situation. Nicht etwa, weil die vier Mädchen herzlos wären, sondern weil es sich um eine Theaterszene gehandelt hat, gespielt vom People’s Theater aus Offenbach.
„Akzeptanz, Wertschätzung, Rücksichtnahme, Gewaltfreiheit und Freundlichkeit sind die Stichwörter“, sagt Schulleiter Peter Mayböhm. „Bei unserem Projekt zum guten Umgang geht es weniger um den klassischen Benimmkurs mit Türen aufhalten oder Platz im Bus freimachen, sondern darum, sozial gutes Verhalten einzuüben.“ Oberstes Ziel: Einvernehmliche Konfliktlösung.
Das Projekt mit dem People’s Theater sei also auch eine Form von Präventionsarbeit, ergänzt die Vilbeler Kinderbürgermeisterin Sylvia Becker-Pröbstel. Sie hat den Kontakt zum Gründer des Offenbacher Theaterprojektes Erfan Enayati – der in Vilbel wohnt – hergestellt und zu Joyce Löhl, der JFK-Schulsozialarbeiterin, die das Projekt dort maßgeblich betreut.
In den vergangenen fünf Wochen haben die Freiwilligen des Theaters – fünf junge Erwachsene um die 20 Jahre, die dort ein freiwilliges soziales Jahr ableisten – in jeder der drei fünften Klassen der JFK-Schule eine Doppelstunde pro Woche gestaltet. Die Themen werden in Vorgesprächen mit den Lehrern bestimmt und richten sich nach den Bedürfnissen der Klassen. So können reale Probleme aufgegriffen werden. Die werden von den jungen Theaterleuten vorgespielt bis an den Punkt der Eskalation. Hier wird unterbrochen und eine Gesprächsrunde gestartet, in der mit der Klasse über das dargestellte Problem gesprochen und nach Lösungsvorschlägen gesucht wird. Diese werden dann umgesetzt, indem die Kinder als Mitspieler in das Theaterstück wechseln und ihre Vorschläge ausprobieren. Was bei Sabrina, Romina, Salome und Melissa zur Erkenntnis geführt hat, dass die von ihrer Klasse ersonnenen Lösungen – Stifte aufteilen etwa – nicht funktionieren.
Wenn Schüler auf schlechtes Verhalten angesprochen würden, hätten sie oft keine Erklärung dafür, hat Mayböhm beobachtet. Er und seine Kollegen würden dann aber meist keine Fragen stellen, sondern Antworten geben, also etwa Verhaltensrichtlinien aufstellen. Beim People’s Theater dagegen gehe es darum, die Kinder und Jugendlichen zum Nachdenken über eigenes Verhalten anzuregen und das Mitempfinden der Gefühle des Gegenübers zu stärken, so die pädagogische Leiterin des Projektes, Nina Jafari. Und zwar indem sie von ihresgleichen lernen, nicht von den Lehrern.